Die Premiere der Erfurter Energiespeichertage Spezial am Abend des 14. September 2021 im CongressCenter der Messe Erfurt ist erfolgreich zu Ende gegangen. Das Recycling von Antriebsbatterien für Elektroautos interessierte über 100 Teilnehmer vor Ort und online.
Eröffnet wurde der Abend von Anja Siegesmund, Thüringer Ministerin für Umwelt, Energie und Naturschutz. „Wir brauchen mehr Speicher – um smart mit der zunehmenden Erneuerbaren Energieproduktion umzugehen und Schwankungen ausgleichen zu können. Wir brauchen sie insbesondere auch bei den Antrieben. Hier haben wir in Thüringen schon viel getan, bei der Förderung von E-Mobilität und dem Ausbau der Ladeinfrastruktur“, sagte die Ministerin.
Man habe noch viel vor, gerade auch bei Speichern, weil Thüringens Wirtschaft davon mittel- und langfristig profitieren könne. Wie in allen anderen Wirtschaftskreisläufen mit knappen Ressourcen müsse man auch hier ressourcenschonendes Recycling gleich bereits im Design, in der Produktion und in der Anwendung mitdenken und Innovationen fördern, so die Ministerin weiter. Ihr Haus hatte bereits im vergangenen Jahr eine Studie zu den Recycling-Potentialen in Thüringen erstellen lassen, in deren Folge sich viele Akteure vernetzt haben, um für die Wiederverwertung der Traktionsbatterien gewappnet zu sein.
Dieses Netzwerk kam auch an diesem Abend zum Tragen. Einer seiner Exponenten ist Prof. Michael Stelter, Stellvertretender Institutsleiter des Fraunhofer IKTS in Dresden und Hermsdorf. In seiner Keynote fragte er: „Geht uns das Lithium aus?“ und empfahl keramische Technologien für ressourcenschonende Energiespeicherung. Letztlich, so Stelter, sei jede Batterieproduktion ein keramischer Vorgang und sah in den Elektroautos von heute unsere Bergwerke von morgen. Zwar würden die im Boden schlummernden Ressourcen an Lithium für Antriebsbatterien reichen, doch sei es auch begehrt in stationären Anwendungen. Deswegen würde das Recycling und der effiziente Einsatz so wichtig sein. An letzterem arbeite auch sein Institut.
Uwe Wolf, Director Battery Recycling bei BASF, erläuterte die Potenziale des Batterierecyclings und den Ansatz von BASF zu einem geschlossenen Batteriekreislauf. In Schwarzheide entstehe derzeit eine Anlage, in der alle Metalle in Lithium-Ionen-Batterien zurückgewonnen werden könnten. Wenn diese erfolgreich laufe, solle das Verfahren ab 2025 auf einen großindustriellen Maßstab skaliert werden. Denn ab 2030 würden jährlich 1,5 Millionen Tonnen Antriebsbatterien anfallen, die man recyceln müsste.
Lukas Brandl von TSR Recycling in Lünen, ging auf konkrete Herausforderungen beim Recycling von Lithium-Ionen-Batterien ein. Dabei hob er hervor, dass die Konsumenten heute wissen wollten, ob Produkte nachhaltig seien und recycelt werden könnten. Recycling- und Verwertungsfirmen stünden vor der Aufgabe, die Traktionsbatterien sicher und gefahrlos in ihre Bestandteile zu zerlegen und dann wieder einer Verwendung zuzuführen. Dies sei alles andere als einfach.
In der anschließenden Diskussionsrunde wurde das Thema von Dr. Martin Gude, Abteilungsleiter im Thüringer Umweltministerium, Prof. Ulrich S. Schubert von der Friedrich-Schiller-Universität Jena, Prof. Urs Peuker von der TU Bergakademie Freiberg, Matthias Zentgraf, Präsident CATL Europa und Lars Kossack, Geschäftsführer Thüringen Recycling, vertieft. Dabei ging es auch um die derzeit fehlenden rechtlichen Grundlagen für eine wirtschaftliche Verwertung der Batterien, die von Kossack bemängelt wurden. Gude forderte, dass die bergmännisch gewonnenen Rohstoffe mit den tatsächlichen Kosten belegt werden müssten, damit sich Recycling lohnen würde.
Zentgraf kündigte an, dass sein Unternehmen auch daran arbeite, Batterien auf den Markt zu bringen, die statt Lithium Natrium verwenden werden. Peuker wies darauf hin, dass durch die neue EU-Recyclinggesetzgebung die Wiederverwertung von Batterien schon jetzt auf der Tagesordnung stünde. Dafür müssten jedoch noch die passenden Ingenieure ausgebildet werden. Schubert erklärte, dass Deutschland beim Recycling weltweiter Vorreiter sei und dies auch bleiben müsse, da das Land rohstoffarm sei.
Die gesamte Veranstaltung wurde live im Netz gestreamt und wird für Interessenten über die Webseite www.erfurter-energiespeicher-tage.de abrufbar sein.
„Das Thema Speicher und Energiewende beschäftigt uns weiter und wir werden alles tun, dieses Thema seiner Bedeutung entsprechend zu präsentieren“, erklärte Michael Kynast, Geschäftsführer der Messe Erfurt. Er kündigte an, dass am 25. November 2021 und im Februar 2022 zwei weitere Spezial-Veranstaltungen der Erfurter Energiespeichertage folgen werden. In der ersten geht es um die Potenziale von Wärmespeichern, in der zweiten um die Fähigkeiten von Wasserstoff als Speichermedium.
Im Juni 2022 sollen dann wieder die Erfurter Energiespeichertage stattfinden – als Kongress mit begleitender Fachausstellung. In den vergangenen beiden Jahren verhinderte die Pandemie eine Durchführung. Derzeit arbeiten die Veranstalter an der Themensetzung, die alle Bereiche von Speichern in Wärme, Mobilität und Stromversorgung abdecken wird.
Weitere Veranstaltungen:
- 25. November 2021 – Thema Potenziale von Speichern im Wärmemarkt
- 01. Februar 2022 – Thema Wasserstoff als Speichermedium
- Juni 2022 – Erfurter Energiespeichertage, conference & exhibition