Herr Büttner, Sie arbeiten als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Bauhaus-Universität Weimar. In diesem Zusammenhang gehören Sie dem Bauhaus-Institut zukunftsweisende Infrastruktursysteme (b.is). Mit welchen Kernbereichen beschäftigt sich das b.is ?
Das Bauhaus – Institut für zukunftsweisende Infrastruktursysteme verknüpft die maßgeblichen Infrastrukturbereiche Abfall- bzw. Ressourcenwirtschaft, Siedlungswasserwirtschaft, Verkehrssysteme und Mobilität sowie Energiewirtschaft und erforscht diese und ihre Verknüpfbarkeit vor dem Hintergrund einer zukunftsfähigen Betreibbarkeit. Neben technischen Lösungen sind dabei auch immer die volkswirtschaftlichen Belange mit im Fokus.
In welchen Arbeitsfeldern sind Sie tätig?
Im Rahmen meiner Tätigkeit beschäftige ich mich mit Herausforderungen an der Schnittstelle zwischen Siedlungswasserwirtschaft, Energiewirtschaft und Verkehr, wobei die energiewirtschaftliche Sicht auf die Siedlungswasserwirtschaft derzeit im Vordergrund steht.
Nennen und erläutern Sie kurz ihre aktuellen Forschungsprojekte.
Die Professur Urbane Energiesysteme bearbeitet derzeit die Forschungsprojekte LocalHy, Sektorlyseur und H2-Well. Im Rahmen des vom BMBF geförderten LocalHy-Projektes wird die umfängliche Nutzung der Elektrolyseprodukte Wasserstoff und Sauerstoff auf kommunalen Kläranlagen untersucht.
Das durch die Thüringer Aufbaubank geförderte Projekt Sektorlyseur setzt sich mit der Entwicklung eines kompakten Druckelektrolyseurs zum Einsatz auf der Gebäude- und Quartiersebene auseinander.
Durch die im Rahmen des WIR!-Programmes durch die BMBF geförderte H2-Well-Initiative sollen die nächsten Schritte zu einer dezentralen, grünen Wasserstoffwirtschaft initiiert werden. Dafür sind sowohl Demonstrations- als auch F&E-Vorhaben geplant, die die Potentiale in der Region zwischen Main und Elbe aufzeigen.
Zur EAST Energy And Storage Technologies exhibition & conference am 16. und 17. September 2019 im CongressCenter der Erfurter Messe werden Sie als Referent im Workshop Sektorübergreifendes Energiemanagement über Kläranlagen als Schnittstelle der Energiewende berichten.
Erläutern Sie dies kurz.
Wie bereits oben kurz beschrieben, erarbeiten wir im Projekt LocalHy die Möglichkeiten des Einsatzes der Elektrolyse auf kommunalen Kläranlagen. Diese bieten den Vorteil, sowohl für den entstehenden Wasserstoff als auch für den Sauerstoff Nutzungsoptionen bereitzuhalten.
Der Wasserstoff kann zum einen im Rahmen der Mobilität genutzt werden aber auch über die Rückverstromung zu geeigneten Zeitpunkten wieder Elektrizität bereitstellen.
Für den Sauerstoff wird derzeit der Einsatz in der biologischen Reinigungsstufe untersucht, wodurch die üblicherweise eingesetzten Gebläse substituiert werden können.
Zudem ist die Nutzung in der sogenannten vierten Reinigungsstufe zur Entfernung von Mikroschadstoffen wie bspw. Arzneimittelrückständen möglich. Die Kläranlage ist zudem aufgrund ihrer leistungsfähigen elektrischen Infrastruktur für den Betrieb der Elektrolyse geeignet.
Außerdem verfügen die Betreiber von Kläranlagen über das, im Umgang mit Gefahrstoffen sowie technischen Anlagen, geschulte Personal.
Können Kläranlagen somit die Stabilisierung und Entlastung von Stromnetzen leisten?
Aufgrund der in Relation zur Bevölkerungszahl über das gesamte Bundesgebiet verteilten Kläranlageninfrastruktur ermöglicht das dargestellte dezentrale System die lokale Stabilisierung und Entlastung der Stromnetze.
Bewerten Sie abschließend die Bedeutung der Sektorkopplung im Gesamtkontext der Energiewende.
Ohne Sektorkopplung wird die Energiewende nicht erfolgreich umgesetzt werden können.